...Am unheimlichsten aber erschienen mir die Türen und Tore von Terezin, die sämtlich, wie ich zu spüren meinte, den Zugang zu einem nie noch durchdrungenen Dunkel, in welchem, so dachte ich, sagte Austerlitz, nichts mehr sich regte als der von den Wänden abblätternde Kalk und die Spinnen, die ihre Fäden ziehen, mit ihren hastig trippelnden Beinen über die Dielen laufen oder erwartungsvoll in ihren Geweben hängen. Erst unlängst habe ich, an der Schwelle des Erwachens, in das Innere eines solchen Tereziner Kasernenbaus hineingesehen. Er war von den Netzen dieser kunstreichen Tiere Schicht um Schicht ausgefüllt, von den Fußböden bis hinauf an die Decken.
W.G. Sebald "Austerlitz"