Mittwoch, 22. Oktober 2008

..der atem..


... .Das Fenster war mit dickem Dunst beschlagen, und der Geruch von den vielen Körpern und von den Mauern und den Medikamenten machte in der Frühe das Ein-und Ausatmen zur Qual. Jeder Patient hatte seinen eigenen Geruch, und alle zusammen entwickelten einen solchen aus Schweiß- und Medikamentendunst zusammengesetzten, zu Husten- und Erstickungsanfällen reizenden.
So war, wenn die Tagesschwestern auftauchten, das Sterbezimmer auf einmal eine einzige abstoßende Gestank-und Jammerstätte, in welcher die während der Nacht zugedeckten und niedergehaltenen Leiden plötzlich wieder in ihrer ganzen erschreckenden und bösartigen Häßlichkeit und Rücksichtslosigkeit aufgedeckt und ans Licht gebracht waren.


aus: Thomas Bernhard, Der Atem

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